Menschenrechtsbündnis Karapatan verurteilt Ermordung von Benito Tiamzon | Fisch und Vogel

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Menschenrechtsbündnis Karapatan verurteilt Ermordung von Benito Tiamzon

Karapatan Pressekonferenz (Karapatan)

Das Menschenrechtsbündnis Karapatan verurteilt die brutale Ermordung von Benito Tiamzon, Mitglied der Friedensverhandlungsdelegation der Nationalen Demokratischen Front der Philippinen (NDFP), der NDFP-Friedensberaterin Wilma Austria-Tiamzon und acht weiteren Personen. Der Tod der Tiamzons am 21. August 2022 wurde nun in einer Sonderausgabe des offiziellen Organs der Kommunistischen Partei der Philippinen (CPP), Ang Bayan, bestätigt.

Dem Bericht von Ang Bayan zufolge befanden sich die Tiamzons am 21. August zwischen 12 und 13 Uhr in Catbalogan City auf der östlichen Insel Samar, als sie von staatlichen Kräften abgefangen und festgenommen wurden. Berichten zufolge wurden die Gefangenen schwer gefoltert. Die Leichen der Opfer wurden am 22. August auf ein mit Sprengstoff gefülltes Motorboot geworfen, das von Catbalogan auf halbem Weg zur Insel Tarangnan geschleppt wurde, bevor es zur Explosion gebracht wurde. Acht Leichen wurden anschließend vom Militär geborgen. Sprecher der philippinischen Streitkräfte (AFP) teilten später mit, dass es an diesem Tag zu einem Feuergefecht und einer Explosion auf dem Meer gekommen sei, bei dem auch das Ehepaar Tiamzon den Tod fand. Derartige Behauptungen, so die CPP, dienten lediglich dazu, Beweise für die »Schande ihres faschistischen Verbrechens« zu vertuschen.

Die Generalsekretärin des Menschenrechtsbündnisses Karapatan, Cristina Palabay, beklagte, dass die Tiamzons und ihre acht Begleiter_innen (bekannt als die »Catbalogan 10«) im Schnellverfahren ermordet worden seien, was eine klare Verletzung des humanitären Völkerrechts (IHL) darstelle. »Das humanitäre Völkerrecht verbietet die Tötung von Zivilist_innen und unbewaffneten Kämpfer_innen oder von Personen, die nicht mehr in der Lage sind, sich am Kampf zu beteiligen, wie etwa Verwundete oder Kranke«, sagte Palabay. »Es ist bedauerlich, dass trotz der Unterzeichnung der einschlägigen Protokolle zum humanitären Völkerrecht im Rahmen der Genfer Konventionen und trotz der Verabschiedung von RA 9851 oder des philippinischen Gesetzes über Verbrechen gegen das humanitäre Völkerrecht, Völkermord und andere Verbrechen gegen die Menschlichkeit so viele Berichte über Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht durch die AFP vorliegen«, fügte sie hinzu.

Palabay nannte die Ermordung der CPP-NPA-NDFP-Persönlichkeiten Jorge Madlos, Julius Giron, Menardo Villanueva, Eugenia Magpantay, Agaton Topacio, Alvin Luque und Ericson Acosta, die allesamt unter höchst zweifelhaften Umständen stattfanden. »Bei vielen dieser Morde«, so Palabay, »wurde leierhaft ›Notwehr‹ angeführt, so wie sie auch zur Rechtfertigung der Morde im Drogenkrieg verwendet wurde. In allen Fällen scheint man alles unter den Teppich kehren zu wollen, indem man die Opfer als ›kommunistische Terrorist_innen‹ abstempelt.«

»Schlimmer noch«, so Palabay, »auch Zivilist_innen werden von den staatlichen Behörden durch wahllose Bombardierungen aus der Luft und Artillerieangriffe ins Visier genommen, weil sie verdächtigt werden, die CPP-NPA zu unterstützen«, wobei sie Bombardierungen in Baggao, Cagayan sowie in der Provinz Kalinga-Apayao als jüngste Beispiele aufführte.

Palabay forderte eine unabhängige Untersuchung der Umstände der Verhaftung und Tötung der »Catbalogan 10«. »Eine derart brutale Behandlung von Verhafteten ist in einer Gesellschaft, die sich als zivilisiert bezeichnen will, völlig inakzeptabel. Die abscheuliche Ermordung der Tiamzons und das Massaker an den ›Catbalogan 10‹ sind eindeutige Akte des faschistischen Staatsterrorismus, die von allen Menschenrechtsverfechtern verurteilt werden müssen.«

Benito und Wilma Tiamzon, beide Aktivist_innen aus der Zeit vor dem Kriegsrecht und Veteran_innen des Kampfes gegen die Marcos-Diktatur, wurden im März 2014 in Cebu verhaftet. Sie standen zuletzt im Blick der Öffentlichkeit, als sie freigelassen wurden, um an den Friedensverhandlungen mit der philippinischen Regierung in den Jahren 2016 bis 2017 teilzunehmen. Benito war Mitglied der NDFP-Verhandlungsdelegation, während Wilma den Vorsitz der Gegenseitigen Arbeitsgruppe zur Beendigung der Feindseligkeiten und zur Disposition der Streitkräfte führte. Das Paar tauchte unter, nachdem die Regierung Duterte die Friedensgespräche platzen ließ und ein Gericht in Manila im Jahre 2018 einen Haftbefehl gegen die Tiamzons erließ.

Weitere Informationen

https://www.karapatan.org/media_release/karapatan-condemns-brutal-killing-of-benito-and-wilma-tiamzon-and-companions-calls-for-independent-probe/

Die Übersetzung ins Deutsche und redaktionelle Bearbeitung besorgte Rainer Werning.

Karapatan

Karapatan ist ein Zusammenschluss von Einzelpersonen, Gruppen und Organisationen, die sich für die Förderung und den Schutz der Menschenrechte auf den Philippinen einsetzen. Ihre Gründer und Mitglieder stehen seit der Zeit des Kriegsrechtsregimes von Marcos an vorderster Front des Menschenrechtskampfes auf den Philippinen.