Tage des Erinnerns | Fisch und Vogel

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Nachrichten aus christlicher Solidarität mit den Philippinen

Tage des Erinnerns

Mit dem »Internationalen Tag des gewaltsamen Verschwindenlassens« am 30. August riefen zahlreiche Menschenrechtsorganisationen und Angehörige zum Gedenken an die verschwundenen Menschen auf und appellierten an Präsident Marcos Jr., die Vermisstenfälle aufzuklären. Laut der Organisation FIND (Families of Victims of Involuntary Disappearances) wurden bis Juni 2022 etwa 1.163 Menschen vermisst, davon 523 Menschen seit 1986. Viele Organisationen kritisieren dabei das scheinbare Desinteresse der gegenwärtigen Regierung in der Aufklärung der Vermisstenfälle. Die vielen unaufgeklärten Fälle von Verschwindenlassen sind Ausdruck der schlechten Menschenrechtslage und ungebrochenen Straflosigkeit in den Philippinen. Unter dem ehemaligen Präsidenten Duterte hatte der Respekt und Schutz von Menschenrechten einen traurigen Tiefpunkt erreicht.

Am 30. August, dem »Nationalen Tag der Pressefreiheit«, erinnerten Journalist_innen-Vereinigungen an die Bedeutung der Pressefreiheit. Präsident Marcos ließ verkünden, dass er die Pressefreiheit im Rahmen der philippinischen Verfassung anerkennen und respektieren würde und versprach eng mit Medienorganisationen zusammenzuarbeiten, um die Rechte von Journalist_innen zu schützen. Die Philippinen sind das fünfte Jahr in Folge im Internationalen Pressefreiheitsindex heruntergestuft worden. Während sie 2018 noch Platz 133 von 180 Ländern belegten, sind sie 2022 auf Platz 147 zu finden. Laut Reporter ohne Grenzen gehören die Philippinen zu den gefährlichsten Ländern für Journalist_innen.

Eine besonders gefährliche Zeit für Journalist_innen, Aktivist_innen, Kirchenmitarbeitende, Indigene und Gewerkschafter_innen war die Zeit unter dem Kriegsrecht (1972-1981). Ferdinand Marcos Sr. begründete die Kriegsrechtserklärung am 21. September 1972 mit der Bekämpfung des kommunistischen Aufstandes. Zahlreiche Kritiker_innen der Marcos Sr. Diktatur kamen durch massive Repressionen zwischen 1972 und 1986 ums Leben, wurden verhaftet und gefoltert. Marcos Sr. wurde 1986 durch eine friedliche Revolution aus dem Amt getrieben. 50 Jahre nach der Kriegsrechterklärung erinnerten zahlreiche zivilgesellschaftliche Gruppen an die Opfer und forderten ein »Nie Wieder!«.

philippinenbüro

Das philippinenbüro ist ein unabhängiges, soziopolitisches Informationszentrum, dessen Aufgabe es ist, aktuelle gesellschafts- und entwicklungspolitische Hintergründe und Zusammenhänge zu den Philippinen aufzuzeigen und zu dokumentieren, sowie Kontakte in die Philippinen zu vermitteln. Der 1987 gegründete Verein hat zurzeit ca. 180 Mitglieder.