Inflation, Arbeitsmarktentwicklung und Armut | Fisch und Vogel

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Inflation, Arbeitsmarktentwicklung und Armut

Mit einer Inflationsrate von 8 Prozent im November erreichen die Philippinen zum Ende des Jahres die höchsten Werte seit 14 Jahren. Noch im Oktober lag der Wert bei 7,7 Prozent. Schwere Tropenstürme und Taifune schmälerten die Ernten und trugen erheblich zu den steigenden Lebensmittelpreisen bei. Präsident Marcos Jr. und Finanzminister Benjamin Diokno erwarten dennoch keine Rezession der philippinischen Wirtschaft. Die sinkende Arbeitslosenrate spräche für eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation und eine schrittweise Erholung von den Einbußen der Corona-Pandemie. Die Arbeitslosenzahl war im Oktober im Vergleich zum Vorjahreswert von 3,5 Mio. auf 2,24 Mio. gesunken. Der Denkfabrik IBON Foundation zufolge seien diese Zahlen jedoch mit Vorsicht zu genießen, da nicht nur eine große Anzahl von Filipin@s aus Mangel an Perspektiven ganz aus dem Arbeitsmarkt ausgeschieden sei, sondern sich vor allem der informelle Sektor mit prekären Arbeitsbedingungen weiter ausbreite. Darüber würden die Zahlen hinwegtäuschen. Den jüngsten Daten der Philippine Statistics Authority (PSA) zufolge, wuchs die philippinische Wirtschaft um 7,6 Prozent im dritten Quartal 2022. Die Marcos-Regierung strebte ein jährliches Wachstum zwischen 6,5 und 7,5 Prozent für 2022 an. Nach Einschätzungen der Asian Development Bank (ADB) kann dieses Ziel erreicht werden. Die ADB sieht die Wachstumsrate der Philippinen in diesem Jahr bei 7,4 Prozent und bei 6 Prozent im Jahr 2023.

Die größte Sorge der philippinischen Bevölkerung bleiben weiterhin die Lebensmittel- und Warenpreise. Laut einer Studie der OCTA Research Group ist die Inflation eines der drei wichtigsten Anliegen für 57 Prozent von insgesamt 1200 Befragten (ein Anstieg um 5 Prozentpunkte seit März 2022). Für weitere 46 Prozent sind die steigenden Lebensmittelpreise das Hauptanliegen. Steigende Löhne und der erschwingliche Zugang zu Lebensmitteln gewannen ebenfalls an Bedeutung. 43 Prozent der Befragten im Vergleich zu 27 Prozent im März gaben an, dass eines ihrer wichtigsten persönlichen Anliegen sei, jeden Tag genug zu essen zu haben. Ein signifikanter Anstieg. Ein beachtlicher Teil der Bevölkerung sieht sich von Armut betroffen.

Laut einer im Oktober durchgeführten Studie der Social Weather Stations bezeichnen sich insgesamt 12,6 Mio. philippinische Familien (49 Prozent der Bevölkerung) als arm. Davon gehören insgesamt 8,7 Mio. zu den sogenannten »food poor families«. Diese Familien können pro Mahlzeit nicht mehr als 19 Pesos aufbringen.

philippinenbüro

Das philippinenbüro ist ein unabhängiges, soziopolitisches Informationszentrum, dessen Aufgabe es ist, aktuelle gesellschafts- und entwicklungspolitische Hintergründe und Zusammenhänge zu den Philippinen aufzuzeigen und zu dokumentieren, sowie Kontakte in die Philippinen zu vermitteln. Der 1987 gegründete Verein hat zurzeit ca. 180 Mitglieder.