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Marcos Jr. und ein außenpolitischer Kurswechsel?

Bricht Ferdinand Marcos Jr. mit dem außenpolitischen Kurs seines Vorgängers Rodrigo Duterte oder setzt er eigene, neue Akzente? Die ersten Monate seiner Amtszeit weisen auf einen abgeänderten Kurs hin.

Im Zuge der Spannungen im Konflikt zwischen China und Taiwan, den konkurrierenden Gebietsansprüchen mit China im westphilippinischen Meer, sowie der verschärften Rivalität zwischen den USA und China beteuert Marcos, dass die Philippinen »Freund mit jedem und Feind mit keinem seien«. In seinen ersten Ansprachen im In- und Ausland sowie bei bilateralen Gesprächen, pochte Marcos auf die Eigenständigkeit der Philippinen. Gleichzeitig scheint er sich um einen ausgewogenen Standpunkt zwischen den Rivalen China und USA zu bemühen. Während er gegenüber den USA die gemeinsame Allianz bekräftigt, erklärte er gegenüber China die bilateralen Beziehungen auf eine »höhere Ebene« heben zu wollen. Den führenden ASEAN-Staaten Indonesien und Singapur galten seine ersten Staatsbesuche, bei denen sowohl Wirtschafts- als auch Sicherheitsabkommen unterzeichnet wurden.

Gegenüber der Europäischen Union zeichnet sich nach den angespannten Beziehungen der letzten Jahre eine Annäherung ab. Die EU hatte die Philippinen unter Rodrigo Duterte mehrfach dazu aufgefordert die massiven Menschenrechtsverletzungen im Land zu beenden. Das europäische Parlament setzte sich dafür ein, die Handelspräferenzen (GSP+) für die Philippinen zu streichen, sollte es keinen Fortschritt beim Menschenrechtsschutz geben. Duterte hatte sich jeder Kritik verwehrt.

Am 20. September sprach Marcos Jr. vor der UN-Vollversammlung. Seine Schwerpunkte waren die Grenzstreitigkeiten im westphilippinischen Meer, Klimagerechtigkeit, Nahrungssicherheit und Anti-Asiatischer Hass. In seiner Rede warb er um einen Sitz der Philippinen im UN-Sicherheitsrat. Vorab hatte Human Rights Watch Entscheidungsträger_innen davor gewarnt, geschönten Aussagen des Präsidenten insbesondere bezüglich der Menschenrechtssituation im Land Glauben zu schenken.

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Das philippinenbüro ist ein unabhängiges, soziopolitisches Informationszentrum, dessen Aufgabe es ist, aktuelle gesellschafts- und entwicklungspolitische Hintergründe und Zusammenhänge zu den Philippinen aufzuzeigen und zu dokumentieren, sowie Kontakte in die Philippinen zu vermitteln. Der 1987 gegründete Verein hat zurzeit ca. 180 Mitglieder.